Was ihr auf dem Bild seht, ist der Strand von Mucuripe in Fortaleza. Dort liegen die Jangadas auf dem Sand und warten auf ihren Einsatz. Die Jangada ist ein spezielles hochseetaugliches Fischerboot und ein Wahrzeichen von Ceará. Die Fischer fahren damit über 100 Kilometer ins Meer hinein. Jules Verne hat sie in dem Roman "La Jangada" verewigt und Orson Welles hat einen Film über eine Gruppe von Jangadeiros gemacht, die 2.700 Kilometer von der Küste von Ceará nach Rio de Janeiro gefahren ist.
Die Reise der Jangadeiros war eine politische Aktion: Die Fischer aus Mucuripe wollten vom damaligen brasilianischen Präsidenten Vargas fordern, dass er sie in seinen Rentenplänen berücksichtigt. Als sie am 15. November 1941 mit ihrer Jangada "São Pedro" in Rio ankamen, wurden sie von einer großen Menge feierlich empfangen. Das mutige Vorhaben hatte die Aufmerksamkeit der Brasilianer geweckt. Und auch von Orson Welles, der die Aktion der Jangadeiros aus Mucuripe in einem Film nachstellen wollte - weil er sie für die wahre amerikanische Heldengeschichte hielt. Der Titel des Films sollte lauten: "It's all true". Als Welles mit der Gruppe eine Szene drehen wollte, kam es dann zum Unglück: Die Gruppe um den Anführer Jacaré wollte mit ihrer Jangada zum verabredeten Drehort segeln, einem Strand in der Barra da Tijuca. Das Meer war aber wild - und die Jangada kenterte. Jacaré wies seine Kumpanen an, sich auf dem Rücken schwimmend zu retten. Er selbst jedoch verschwand für immer im Meer. Orson Welles stellte den Film nie fertig und der Film verschwand ebenso wie Jacaré. Erst in den achtziger Jahren entdeckte man die Filmrollen wieder.
Die Jangada ist in der brasilianischen Musik des Nordostens immer präsent geblieben. Zum Beispiel haben Belchior und Fagner (Fagner änderte die Melodie, nachdem Belchior ihm das Lied präsentiert hatte) in ihrem Lied "Mucuripe" den Ort besungen, von wo aus die Jangadeiros aufgebrochen sind. Hier geht es zwar nicht um Jacaré und seine Freunde, sondern um einen jungen Mann, der am Strand von Mucuripe sitzt und den Jangadas hinterherschaut, mit denen er seine Sorgen zum Meeresgrund schicken will ("levar as minhas mágoas pras águas fundas do mar"). Die Melodie drückt seine sentimentale Stimmung aus. Er hätte Lust auf etwas Leichtes, eine kleine Liebschaft vielleicht. Er denkt gleichzeitig über die Vergänglichkeit und den Kreislauf der Dinge nach, wenn er z.B. feststellt, dass sein weißes Leinensakko vor kurzem noch eine Blume auf dem Feld gewesen ist. "Aquela estrela é dela!" (Dieser Stern ist der ihre!): Der Stern soll ihm den Weg zeigen. "Vida, vento, vela, leva me daqui" (Leben! Wind! Segel! Nimm mich mit, weg von hier.)
Einer der Jangadeiros, die mit Jacaré von Mucuripe nach Rio segelten, antwortete auf die Frage eines Journalisten, wie ihr Plan sei, dass es reiche, zum Himmel zu schauen. Jeder Hafen habe seinen Stern. Von welchem lassen wir uns leiten und wo ist unser Hafen?
Im folgenden drei Versionen des Liedes Mucuripe: Die erste von Belchior, die zweite von Fagner und die dritte von einer großen Sängerin Amelinha aus Fortaleza. Alle drei werden noch in meinem Blog zu behandeln sein.