Ednardo, ein weiterer Sänger aus Fortaleza, der seine musikalische Karriere in den siebziger Jahren mit der Künstlergruppe "Pessoal do Ceará" begann (dazu gehörten auch z.B. Amelinha, Belchior oder Fagner), verfasste den Maracatu (den Rhythmus kennt ihr schon aus dem Eintrag zu Descartes Gadelha) mit Titel "Pavão Mysteriozo", um den Vogel Pfau als Symbol der Freiheit zu beschreiben. Der Sänger bittet den schönen Vogel mit seinen prächtigen ausgebreiteten Schwanzfedern um Hilfe gegen das Böse.
Der Pfau soll den Erzähler des Liedtextes davor schützen zu jung zu sterben, weil er noch viel erzählen will. Das kann gelingen, wenn er ihn in die Himmel mit nach oben nimmt, um dem Bösen davonzufliegen. Des Pfaus geheimnisvolle Kraft kann mit Funken und Donnern alles zerschmettern, was "nicht richtig" ist ("Desmancha isso tudo que não é certo não"). Und am Schluss des Liedes spricht der Text eine Maid an, um sie zu beruhigen - die Bösen sind zwar viele, aber sie können nicht fliegen ("Eles são muitos, mas não podem voar"). Das Lied, geschrieben zur Hochzeit der brasilianischen Militärdiktatur, ist also eine Hymne auf die Imaginationskraft, die eine solche Kraft entwickeln kann, dass sie zur Freiheit führt. Der Pfau ist das Symbol der Schönheit, die befreit, weil sie in Sphären führt, wohin die Bösen nicht kommen, mögen sie noch so viele sein. Achtet beim Zuhören von Ednardos Lied auf den Rhythmus der Trommeln - das ist der Maracatu, den ich in meinem Lied "Flores para Iemanjá" genutzt habe.
Zu besonderer Bekanntheit gelangte das Lied Ednardos, weil es in der Telenovela "Saramandaia" als Titelsong genutzt wurde, wo es auch ziemlich viele mysteriöse Figuren wie Werwölfe, Zauberer oder menschliche Vielfraße gibt. Telenovelas werden in Brasilien von "der ganzen Nation" verfolgt und es gibt einen Tag nach Ausstrahlung einer Folge sogar Zeitungsartikel darüber, was in der Novela passiert ist. Titelsongs von Telenovelas - das ist eine Idee für einen Blogeintrag, den ich hier ein andermal veröffentlichen werde.